Veranstaltungsreihe zum Themenschwerpunkt: Vernichtungsort Malyj Trostenez, Weißrussland


Die Vernichtungsstätte Malyj Trostenez befand sich in einer ländlichen Gegend, etwa zwölf Kilometer südöstlich von Minsk und unterstand dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) für Weißrussland. Zwischen 1942 und 1944 wurden bei Maly Trostinez 40.000 bis 60.000 Menschen ermordet, es waren dies weit überwiegend Juden sowie sowjetische Kriegsgefangene und Partisanenverdächtige. Die Opfer wurden zumeist im nahegelegenen Wald von Blagowschtschina und ab 1943 im Wald von Schaschkowka erschossen oder vergast, ohne zuvor im Lager selbst gewesen zu sein.

In den Jahren 1941/42 wurden 15.500 jüdische Menschen aus mehr als 250 hessischen Dörfern und Städten über die Sammellager Frankfurt, Kassel und Darmstadt deportiert. Wenig bekannt ist in Deutschland der Vernichtungsort Malyj Trostenez bei Minsk. Das Ghetto Minsk war das Ziel des Frankfurter Deportationszuges vom November 1941 mit über 1000 Juden. Einem Gedenkbuch des Bundesarchivs zufolge lassen sich die Geburtsorte von 23 deportierten hessischen Juden auf die Stadt oder den Kreis Gießen zurückführen. Zieht man Deportationszüge aus anderen Städten in Betracht, lassen sich die Namen von 49 Opfern kenntlich machen, die einen Bezug zu Gießen hatten. 2015 hat die Stadt Minsk mit der Errichtung einer Gedenkstätte am Vernichtungsort Malyj Trostenez begonnen, in die dank des Engagements des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dortmund, der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte »Johannes Rau« (IBB) Minsk sowie weiterer Initiativen seit 2018 auch die Erinnerung an die im Wald von Blagowschtschina ermordeten Holocaust-Opfer integriert ist. Die von IBB Dortmund und Minsk gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas konzipierte Wanderausstellung ist seit November 2016 unterwegs und wird in Gießen als erste hessische Station gezeigt. Die Gießener Ausstellung erfährt lokale Fallbeispiele eine Ergänzung, die von Studierenden der Justus-Liebig-Universität präsentiert werden.

Im Dezember 2018 und Januar 2019 werden unter der Schirmherrschaft der Gießener Oberbürgermeisterin, Dietlind Grabe-Bolz, eine Reihe wichtiger und interessanter Veranstaltungen zur Geschichte des Vernichtungsortes bis hin zur heutigen Gedenkstätte in Gießen angeboten. Die in mehreren europäischen Ländern präsentierte Wanderausstellung wird in Gießen Grundlegendes über das bislang wenig bekannte Vernichtungslager Malyj Trostenez zeigen. Zum Trägerkreis der Veranstaltungen zählen u.a. die Justus-Liebig-Universität und die Stadt Gießen (Stadtarchiv). Der Oberhessische Geschichtsverein Gießen e.V. zählt ebenfalls zu den Mitveranstaltern und Unterstützern der Veranstaltungen. Der Vorstand ist der Überzeugung, dass die Bedeutung des Ortes für unsere Geschichte zu würdigen und das Wissen um die Geschichte von Verfolgung und Vernichtung zu vermehren sei. Gedenken und Erinnern sollen zur Prävention von Unrecht und Gewalt beitragen. Gerne weisen wir daher schon jetzt auf die Veranstaltungen zum Thema hin, die die Justus-Liebig-Universität auf ihrer Homepage präsentiert und laden Sie herzlich zur Teilnahme ein:

http://www.uni-giessen.de/ueber-uns/veranstaltungen/vortraege/Vernichtungsort%20Malyj%20Trostenez

Informationsflyer (PDF)

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„Und in allen Gegensätzen steht ...

... – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“ (Kurt Tucholsky)