OHG Vortrag (26.08.2025): Dagmar Storck (Butzbach), Eine starke Frau für den Sozialismus - Natalie Liebknecht


Am 23. Mai 2025 feierte die älteste noch bestehende Partei Deutschlands ihren 162. Geburtstag. Die SPD und ihre Vorläufer haben die Geschichte der Demokratie in Deutschland maßgeblich geprägt. Trotz massiver Repressionen wuchs sie in der Illegalität unter dem gebürtigen Gießener Wilhelm Liebknecht und August Bebel zu einer Massenpartei. Doch bis es soweit kam, erlitten viele ihrer führenden Mitglieder und deren Familien oft große Not, wie Dagmar Storck am Beispiel von Nathalie Liebknecht zeigt.

Die am 19. Juli 1835 in Darmstadt geborene Natalie Reh, die Nichte des Butzbacher Freiheitskämpfers F. L. Weidig, heiratet 1868 Wilhelm Liebknecht und gerät damit in die „Geburtswehen der deutschen Sozialdemokratie“. An der Seite von Wilhelm durchlebt und durchleidet die hochgebildete junge Frau aus dem Großbürgertum mehr als drei Jahrzehnte voller Kämpfe und Verfolgungen, in denen sie nicht nur die beiden verwaisten Töchter aus seiner ersten Ehe, sondern auch fünf gemeinsame Söhne mehr oder weniger als „Alleinerziehende“ durchbringen muss. Der bekannteste Sohn von Natalie ist der spätere Jurist und Politiker Karl Liebknecht.

Ist ihr Mann Wilhelm mal nicht in Haft, ist er als Abgeordneter im Reichstag oder zu Vorträgen im In- und Ausland unterwegs. Ständig ist das Geld knapp. Natalie hält die Familie u.a. mit Übersetzungen sozialkritischer Romane aus dem Englischen über Wasser. Sie steht mit vielen führenden Männern und Frauen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung im Austausch. Während Wilhelms Inhaftierungen hält sie den für die junge deutsche Sozialdemokratie so wichtigen Kontakt mit Marx und Engels in London aufrecht. Mit 72 Jahren nimmt sie nach dem Tode Wilhelms noch am „Internationalen Sozialistenkongress“ 1907 in Stuttgart teil.

Der reich bebilderte Vortrag erinnert an eine bedeutende Zeit der deutschen Geschichte, die geprägt war von Bismarcks „Sozialistengesetz“, dem Kampf gegen Ausbeutung und für bessere Arbeitsbedingungen sowie Frauenrechte. All dies ist untrennbar mit Natalie Liebknechts Leben verbunden.

Zur Referentin: Dagmar Storck ist 1961 in Butzbach geboren und hat dort das Weidig-Gymnasium besucht. Sie stammt aus einer geschichtsbewussten Familie. Für ihre Heimatstadt hat Dagmar Storck in den letzten siebzehn Jahren zahlreiche Gästeführungen ausgearbeitet und durchgeführt. Zudem schreibt sie Beiträge für die „Butzbacher Geschichtsblätter“. 2020/21 erschien von ihr in der Butzbacher Zeitung in neunzehn Folgen die Leserreihe „Berühmte Besucher Butzbachs“. Ihre Forschungsergebnisse präsentiert sie regelmäßig in Vorträgen, zuletzt im November 2024 zum Komponisten Paul Hindemith. Mitgewirkt hat sie auch am Butzbacher „Audiovisuellen Stadtrundgang – Auf den Spuren Weidigs“. Für die Weidig-Expertin war es eine logische Konsequenz, dass sie das interessante Leben seiner Nichte Natalie Liebknecht erforscht und das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentiert.

Auch Nicht-Mitglieder sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig.

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„Und in allen Gegensätzen steht ...

... – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“ (Kurt Tucholsky)