Vortrag (20.03.2024) - Stefan Prange (Gießen): „Von Elend bis Knappheit: Stall, Scheune, Kochtopf und Geldbeutel hessischer Bauern um 1880“


Der OHG lädt herzlich ein zu einem

Vortrag am Mittwoch, 20. März 2024 um 19 Uhr
im Netanya-Saal im Alten Schloss am Brandplatz.

Stefan Prange stellt das Leben hessischer Bauern um 1880 vor, deren Lage denkbar schlecht war. Die Politik im Großherzogtum Hessen hatte dies Ende der 1870er begriffen und gab eine „Landwirtschaftliche Enquete“ in Auftrag, die 25 von insgesamt 900 Dörfern genauer untersuchen sollte. Pro Untersuchungsdorf wurden drei landwirtschaftliche Betriebe (also insgesamt 75) einer Rentabilitätsrechnung unterworfen.

Dadurch liegen die Betriebs- und Familiendaten von je einem Tagelöhnerbetrieb, einem kleinen Familienbetrieb und einem Betrieb, der wesentlich auf betriebsfremde Arbeitskräfte angewiesen war, vor. Über die Verschuldung des Einzelbetriebs ist nichts bekannt, aber über die Verschuldungssituation des ganzen Dorfes. Ein Ergebnis war, dass drei Viertel der Betriebe unrentabel waren. Die Situation dieser Gruppen von Landbesitzern wird im Vortrag der Lage einer Familie gegenübergestellt, die ihr Land schuldenbedingt verloren hat und daher die unterbäuerliche Schicht im Dorf repräsentierte.

Stefan Prange (Jg. 1948) ist in Lübeck geboren und aufgewachsen. Er studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Geografie für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Gießen. Sein besonderes Interesse gilt der Historischen Sozialwissenschaft, Geschichte der Juden und Agrargeschichte. Er war Studienberater und Referent für Lehre und Studium an der JLU. Als Rentner ist er zur Agrargeschichte zurückgekehrt. Er hat mitgearbeitet am Jubiläumsband für die 750-jährige Ersterwähnung von (Gießen-)Kleinlinden, hat Aufsätze in den MOHG veröffentlicht. Sein gegenwärtiger Arbeitsschwerpunkt ist die Sozialgeschichte des Dorfes in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und der beginnende dörfliche Antisemitismus im Großherzogtum.

Hinweis: Der Jubiläumsband „750 Jahre Kleinlinden“ kann beim Vortrag käuflich erworben werden.

Auch Nicht-Mitglieder sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, zumindest auf dem Weg zum Sitzplatz, wird weiterhin empfohlen.

Bitte beachten Sie auch unseren Flyer mit Vortrags- und Exkursionsprogramm 2023/24.

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... – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“ (Kurt Tucholsky)